Ethische Aspekte der Gentechnologie
Ein folgenschweres Gerichtsurteil?
November 2000, Paris:
- Die Richter des Kassationshofs sprechen dem 18-jährigen Nicolas Peruche Schadenersatz zu, weil er infolge einer Rötelnerkrankung seiner Mutter während der Schwangerschaft als Behinderter zur Welt kam: er habe dadurch einen "materiellen und seelischen Schaden erlitten".
- Zuvor hatten seine Eltern bereits einen Schadenersatz zugesprochen erhalten.
- Tatbestand: Sowohl der Arzt als auch ein Labor hatten die Rötelninfektion der schwangeren Frau übersehen. Röteln führt bekannterweise zu Entwicklungsschäden beim werdenden Kind. Wäre die Infektion erkannt worden, hätte die Frau das werdende Kind abtreiben lassen können.
- Nicolas Peruche ist schwerhörig, sehschwach und hat einen Herzfehler
Überlege:
- Was spricht Ihrer Meinung nach für und was gegen die Sichtweise der Richter?
Diskutiere:
- Welche Wirkungen könnte dieses Urteil haben?
- Werden durch dieses Urteil Behinderte diskriminiert?
- Könnte ein behindertes Kind in Zukunft seine Eltern einklagen?
Klonierung von Tieren und Menschen?
Hintergrundinformationen
1997 wurde zum ersten Mal ein Tier kloniert, d.h. aus einer Körper-Zelle eines Tieres, eines Schafes, wurde ein genetisch identisches Schaf "gezüchtet". Technisch wurde das so bewerkstelligt, dass der Zellkern einer Euterzelle des Schafes in eine kernlose Eizelle eines Schafes translplantiert und die so manipulierte Eizelle in den Uterus eines "Leihmutter"-Schafes implantiert:
Das Lamm, welches als erstes kloniertes Säugetier die Welt erblickte, wurde "Dolly" getauft und erregte weltweit Aufsehen.
Bis dahin war es umstritten oder gar als unmöglich erachtet worden, dass der Zellkern einer differenzierten Körperzelle für die Embryogenese "reprogrammiert" werden könnte. 1998 wurden ein ähnliche Experimente mit Mäusen beschrieben. Hier stammte der Zellkern aus Granulosa-Zellen, welche als differenzierte Körperzellen die Eizelle umgeben und ihre Entwicklung mitsteuern.
Obwohl noch nicht klar ist, ob jede differenzierte Zelle als Kern-"Spender" in Frage kommt, so erscheint es doch wahrscheinlich, dass in Zukunft Tiere und Menschen kloniert werden können.
Mögliche Anwendungen:
Tiere:
- Genetisch homogene Tierrassen für wissenschaftliche Versuche
- Vermehrung von transgenen Nutztieren
Mensch:
- Herstellung von Embryonen: Stammzellen für verschiedene Gewebe zur Züchtung von Geweben in vitro zur Transplantation eigenen Gewebes
- Klonierte Kinder für infertile Ehepaare
Rechtliche Aspekte:
Der Artikel 119 der der neuen Schweizerischen Bundesverfassung verbietet die Manipulation von menschlichem Erbgut. In den USA, hingegen, lassen die Gesetze heute (1998) das Klonieren von Menschen zu, falls es mit privaten Geldern finanziert wird. Mit öffentlichen Geldern dürfen keine Experimente finanziert werden, in welchen menschliche Embryonen manipuliert werden.
Fragen und Aufgaben
Fragen:
- Möchten Sie eine Kopie von sich anfertigen lassen?
- Möchten Sie ihre eigenen Stammzellen irgendwo auf Vorrat bereitgestellt wissen?
- Würden Sie akzeptieren, dass infertile Eltern ein geklontes Kind haben dürfen?
Aufgaben:
- Stellen Sie Argumente für und gegen die Klonierung von Tieren und Menschen zusammen
Links: